ROT WIE… WEISS WIE… KOHL AUF DEM FELDE…

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keine kohlfelder in diesem jahr in unserer gegend. ich hatte gehofft, wieder felder zu finden – zu fotozwecken selbstverständlich.
diese fotos sind zwei jahre alt.
wie blumig die gebärden –
beschützende, traurige, himmelhochjauchzend sie sind.
mich anrühren lassen von der gebärdenfreudigkeit der kohlköpfe.
gummistiefel sind schon angebracht, wenn man sich ihnen nähern will.
und neugier, damit aus der assoziation kohl ein ungewöhnliches bild wird.

vielleicht finde ich noch ein feld.
ich werde durchs land fahren und die augen auf tun.

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DER SEEROSENGARTEN…

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den seerosengarten so in ruhe vorzufinden, bedarf einer grossen inneren umstellung.
vor ein paar wochen noch leuchteten mir die seerosen in ihrer ganzen schönheit entgegen.
nun wollte ich die herbstfärbung einfangen mit meiner kamera und meinen sinnen.
das war nicht so einfach. es ist eine gut umsorgte und aufgeräumte anlage. der neue rasenschnitt in leichten schwingungen sagte mir, dass das in liebevoller weise geschieht.

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ein herbstlicher wind erzeugte das klappern der pappelblätter. hier und da fiel ein blatt in einen der teiche, fast unauffällig wegen der ähnlichen färbung.
die seerosenblätter lagen fast alle flach auf dem wasser – die unordentlichen und in fäulnis übergehenden waren wohl gerade weggeräumt worden. aber gerade sie sind es, die das vergehen der pflanzen zeigen und das stirb und werde anschaulich machen.

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das sehen wird zur anstrengung, wenn nicht augenfällig ist, was zu einem bild taugt. es dauerte einige zeit bis ich mich eingesehen hatte und das, was ich sah, für ein motiv als tauglich befinden konnte.

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immer wieder setzte ich mich auf eine der steinbänke, um meine augen und meinen rücken auszuruhen. hin und wieder kam auch die sonne zaghaft hervor. als sie sich dann gänzlich zeigte, war ich mit meiner energie am ende.
es wird noch ein nächstesmal geben und schauen, wie die seerosen den winter überdauern.

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fotos aufgenommen im
SEEROSENGARTEN BOLLERHEY
rothwesten

DIE ORDNUNG AUF JÜDISCHEN FRIEDHÖFEN…

und die auf dem jüdischen friedhof kassel

israelische glaubengrundsätze, zu denen die unantastbarkeit der totenruhe gehört, gewähren den gräbern und grabmalen ein ewigkeitsrecht. in die ewigkeit ‚wachsen’ können die jüdischen friedhöfe auf diese weise.

DIE GRÄBER AM 25. APRIL 2010

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dass das auf dem kasseler jüdischen friedhof nicht der fall ist, musste ich gestern schmerzlich in augenschein nehmen.
gräber, die auf idyllische weise mit efeu umrankt waren, sind nun kahl, der boden umgegraben und gras eingesät. es hat mir das herz umgedreht – diese ordnungsliebenden und verordnungswilligen menschen.
von unantastbarkeit und ewigkeitsrecht nichts zu spüren. wer dies beschliesst und verordnet toleriert die gepflogenheit der juden nicht, nimmt die verfolgung auf über den tod hinaus.
die ausführenden können nichts dafür. aber unwissenheit und gehorsam ist schon immer das übel in der welt gewesen und wird es immer sein.

DIE GRÄBER AM 31. AUGUST 2010

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und dieses wegreissen des gewachsenen ist nicht das einzige. da sind zwei grabstätten hergerichtet worden, in schwarzem marmor, so glänzend gold beschriftet, dass es mir übel wird. auf diesem friedhof wird schon seit vielen jahren niemand mehr beigesetzt. dafür gibt es den neuen friedhof seit 1932.

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endlich unantastbarkeit wünsche ich mir für diese toten, die für mich lebendiges zeugnis ablegen.

MAISFELD…

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…und ich selber mittendrin…
das ist eine neue erfahrung, in einem maisfeld, nicht, dass ich sonst nicht irgendwo mittendrin stecke.
was willst du denn mit maisfotos?
das weiss ich noch nicht. vieles erschliesst sich mir erst durch mein neugieriges tun.

mais zu fotografieren ist nicht einfach. pflanze an pflanze und so dicht beieinander.
aber ich passe in die lücken. geschick und vorsicht sind erforderlich, vorsicht, die pflanzen nicht zu verletzen oder gar umzutreten. ich zucke schon zusammen, wenn ein blatt mit einem hörbaren knack einen knick bekommt. jedesmal entschuldige ich mich, wenigstens das.
die spitzen der maiskolben, die ausschaun wie haarschöpfe, nehmen sich so verschieden aus wie menschliche frisuren. sie sehen bei regen anders aus, und eigentlich am schönsten, als bei sonnenschein.
die maisköpfchen stehlen allem anderen die schau. ich brauche lange, bis ich sie wirklich wahrnehme. es ist sehr anstrengend, das wesen einer pflanze zu erkennen, wenn überhaupt. ganz mais werden – das ist das geheimnis.
noch vor dem sehen kommt vielleicht das riechen. während ich schreibe, umgibt mich der geruch des maisfeldes, dieses ganz bestimmten feldes. ob andere ebenso riechen weiss ich nicht. durch den dünger hindurch muss ich das maisspezifische erkennen. etwas herbes vermischt sich mit süsslichem und zwar bei regen intensiver als bei sonnenschein.

und dann ist da ein windchen. das spielt mit den blättern, macht ein rauhes geräusch, dass ich zuerst schaue, ob noch jemand im feld ist. ausser einem mäuschen ist da nichts. ich bin nicht ängstlich, aber aufmerksam. da ist auch noch der mähdrescher. ich sehe ihn nicht durch die hohe maiswand, aber immer mal wieder kommt er verdächtig nahe. es ist noch keine maiserntezeit, er gehört zur wahrnehmung des maisfeldes und sein drumherum.
das schauen und das andere schauen.
etwas sehen und etwas anders sehen.
es ist eine grosse anstrengung für die augen und für die sinne.
es erschöpft mich.
nach einer guten stunde sehe ich erst spezieller und später garnichts mehr.
ich gehe morgen wieder hier her, oder übermorgen und verfolge den weg des maises.
wenn er dann abgeerntet ist, habe ich ja noch die erinnerungen und die bilder.

es sind die überlegung zur maisgöttin, zu den mayas, denen der mais eines der wichtigstens nahrungsmittel war.
und die frage, was wird heute bei uns mit dem mais gemacht. im speiseplan nimmt er keine grosse rolle ein. es geht darum, einen treibstoff herzustellen. und da kollidiert das wichtigste mit dem unwichtigen.

für mich ist mais noch ein drittes.
maisbilder nähren meine seele.
sie zeigen mir die verbundenheit mit allem.
ich bin dann ein teil von dem mais,
die maisbildgöttin…

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SONNENBLUMEN-ALLERLEIKRÄUTER-FELD…

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3. august 2010

ein sonnenblumen-allerleikräuter-feld war es, das mir völlig unvermutet in mein blickfeld sprang, vielfarbig sich ausbreitend. halt doch mal an, rief ich. mirko stoppte und fuhr das auto links ran auf einen feldweg.
ich war auf der suche nach heilpflanzen, die ich fotografieren wollte für ein buchprojekt. das feld begeisterte mich mit seiner vielfalt an pflanzen und alle zwischen sonnenblumen, von denen erst wenige ihre blütenpracht entfaltet hatten.
am rande des ackers waren genug blumen und blüten. ich war ganz erregt ob des reichen fundes. am frühen morgen noch hatte es geregnet, das machte einen besonders starken duft der erde und der pflanzen. tief atmete ich ihn ein, tief, damit ich mich später noch erinnern konnte, pflückte das ein und andere blättchen ab, zerrieb es zwischen meinen fingern und schnupperte daran. eines war darunter, das kannte ich nicht. es roch sehr stark, aber für mich undefinierbar. es hatte schon samenbällchen gebildet. von denen tat ich einige in meine hosentasche. die fünf schien symbol zu sein. um den stengel fünf stengelchen im kreis, auf den stengelchen jeweils 5 kugelige samen.
die sonnenblumen schauten nach osten und um sie fotografieren zu können, musste ich ins feld steigen durch die hohen kräuter und disteln. ich zögerte nicht, obwohl ich schon bei den ersten schritten nass bis an meinen bauchnabel war. nun machte es ja nichts mehr tiefer hinein zu waten. zwischen den einzelnen sonnenblumen war jeweils ein grösserer abstand, so dass ich durch das halbe feld musste, um ein paar sonnenblumenfotos zu bekommen. die sind ergiebig als bild und erfreuen. einige bekam ich zusammen. dazwischen malven, dunkelrot blühend und auffallend schön, zwischen kamille und dill und phazelien, disteln, knöterich und boretsch und eben diesem stark riechenden 50 bis 60 cm hohen gewächs, das ich mal als anis bezeichne und bei ausgereiften samen bestimmt seinen wirklichen duft preisgibt.

eigentlich wären das genug motive gewesen, aber da war noch das maisfeld. von aussen sprang mich ein maisköpfchen an, und noch eines und noch eines. so geriet ich irgendwie zwischen die hohen maispflanzen und liess mich locken von den zahlreichen formen und windungen der blätter, den kleinen und grösseren maiskolben so langhaarig. der regen hinterliess tropfen an und auf den blättern. das war ein grosser anreiz. sie hätten mich an tränen erinnern können, an sorgenvoll durchwachte nächte. aber mir erschienen sie eher als freudentränen, wie durstlöschende labsal.
mirko war einer spinne im netz hinterher und wartete darauf, dass sie sich ihm zuwendete, damit er sie von vorn fotografieren konnte. den gefallen tat sie ihm nicht. drumherum gehen war nicht. sie sass kopfunter und ihr netz in einem graben, so dass es eine andere seite nicht gab.

für diesmal wars genug. wir wollten ja zum edersee. vom regen liessen wir uns nicht abhalten.
die ederseegeschichte will ich hier nicht erzählen, nur so viel: auf schloss waldeck wollten wir gut und genussvoll essen und wurden enttäuscht….

NS.
die undefinierbare pflanze war übrigens
KORIANDER

SEEROSEN FESTIVAL…

SEEROSEN FESTIVAL…

zwischen himmel und erde
das wasser
zwischen erblühen und verblühen
die entfaltete schönheit
der wasserrose
zwischen schauen und rückschau
die erinnerung

zwischen blicken und erschauen
das tiefe berührtsein
zwischen blütenblättern und staubgefässen
der erzitternde mondscheinduft
zwischen blattgrün und rosenklang
zwei frösche
im reich ihrer glückseligkeit

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DEN KOPF IN DEN WOLKEN…

SABABURG, MÄRCHENSTRASSE

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den kopf in den wolken
die beine abhängen
fliegen ist angesagt
steigen
den wolkendunst durchstossen
hören
was auf höherer ebene sich tut
wenn alle stricke reissen
den mut haben
und dich fallen lassen

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dieser komisch hockenden figur mit dem langen zopf begegne ich immer wieder. ich frage mich, weshalb sie sich ausgerechnet an dieser kurve niedergelassen hat. ein besuch an offener strasse ist fast unmöglich. sie sitzt mit dem rücken zum licht, schaut gen norden, schaut also in die völlig falsche richtung. schlossbewacherin kann sie nicht sein. dazu ist ihre stellung zu gediegen, zu gefesselt. sie sitzt an der märchenstrasse. dass sie eine märchenfigur sein könnte, diese idee ist mir noch nicht gekommen.
heute betrachte ich sie aus geringer entfernung. aber näher ist sie mir dadurch nicht. ich werde, trotz aller gefahren, sie nächstens nach ihrer bestimmung befragen.

AUFKLÄRUNG
die aus Holz gefertigte Statue, die Riesin „Saba“, gilt als Namensgeberin der SABABURG. Sie war eine Schwester der Riesin „Trendula“ (von der benachbarten Burg Trendelburg), die der Sage nach von einem Blitz auf freiem Feld erschlagen wurde, nachdem sie ihren Schwestern „Saba“ und „Brama“ (von der Bramburg) stark zugesetzt hatte. Alle drei sollen im übrigen von der nahegelegenen Burg des Riesen Kruko, der Krukenburg stammen.

DAS MACHT, ES HAT DIE NACHTIGALL…

ROSENINSEL KASSEL WILHELMSHÖHE

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stehe
zwischen den rosen
sehe
fotografiere
empfinde
empfinde
grosse freude
schmerz auch
der sich legt
auf den bogen
des beginns
der gegenwart
und des sterbens
stehe
schaue nach innen
wo es beginnt
das leben
wo es ende

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die gesten der rosen, die spielerisch und unbewusst dies alles vollziehen, rühren mich an. in bildern versuche ich zu fassen, was ich nicht verstehen kann. ziehe parallelen zwischen menschenleben und rosendasein.
vergänglichkeit ist in diesen tagen schon deutlich. blütenblätter, die sich einrollen, die sich verfärben vom zartesten rosa ins braune, die zu boden fallen, das oben, zwischen und unten versinnbildlichen. und immer wieder noch neue knospen. der kreislauf öffnet sich, schliesst sich, fällt ins nichts, das uns unbegreifliche.

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Das macht, es hat die Nachtigall 

die ganze Nacht gesungen

Da sind von ihrem süßen Schall

da sind in Hall und Widerhall

die Rosen aufgesprungen

theodor storm (1817 – 4.7.1888)

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es ist der 4. juli, der todestag theodor storms. er hat diese wunderbaren zeilen geschrieben. aber schillernder noch werden sie mir durch den vortrag von jessye norman. ihre stimme, ihre mimik, ihre gesten – niemand kann einem inneren erleben so sehr gestalt geben. ganz rose, ganz aufspringen, ganz freude. ihre hände, ihre zarten gebärden – mit ihnen lässt sie die rosen aufspringen, langsam und unbemerkt nach rosenart.
ich fühle mich reich beschenkt an diesem tag. fast verliebe ich mich ein bisschen in diese frau mit dem wunderbar klassischen gesicht und der noch eindrucksvolleren stimme. sie sagt:

ICH LEBE ALLEIN
IN MEINEM HIMMEL
MEINER LIEBE
MEINEM LIED

ICH BIN GLÜCKLICH

eigentlich wollte ich von der roseninsel schreiben. aber so ist es auch gut. es zeigt, was sich zwischen den rosen so tut. es tut sich viel. interessante menschen traf ich noch und wir begegneten uns im gespräch. rosen sind eine wunderbare überleitung zu gesprächen anderen inhalts.