LIEBER GEWAGT ALS LANGWEILIG…

MARGARETE MITSCHERLICH
starb im alter von 94 jahren in frankfurt

aus FAZ

„Sich zu erinnern, die Ursachen für die eigenen Unzulänglichkeiten aufzudecken, so war stets ihr Credo, helfe dem Menschen, den psychischen Schmerz zu lindern.

1977 bekannte sich Margarete Mitscherlich offen zum Feminismus. Sie war die erste Psychoanalytikerin, die sich in dieser Weise äußerte.

Wo Freud bei der Frau den Penisneid vermutete, attestierte sie dem Mann eine Urangst vor dem Weiblichen, die unter anderem von der Allmacht der Mutter herrühre.

Dass die männliche Aggressivität für den Nationalsozialismus wie für alle anderen totalitären Einstellungen und natürlich für sämtliche Kriege hauptverantwortlich sei, gehörte zu Margarete Mitscherlichs Interpretationsrepertoire.

lieber gewagt als langweilig.

Bis ins hohe Alter bezwang sie durch unakademische Redeweise, Frechheit und Verstand sowie den Unwillen, hinterm Berg zu halten, wenn ihr etwas auf die Nerven ging.“

lieber gewagt als langweilig,
das ist ein motto, das ich gern akzeptiere und übernehme.
eine ansicht ist die eines menschen, die eines menschen in einer bestimmten zeit.
irgendwann überholt sie sich, wird abgelöst, verbessert oder erneuert.
margarete mitscherlich war beharrlich und von ihren meinungen überzeugt. das dauerte seine zeit und überdauert sie.
für die frauen war sie ein leuchtendes beispiel dafür, wie frau sich durchsetzen kann in unserer gesellschaft und auch bei den männern. mich hat sie begleitet mein leben lang. sie war der jahrgang meiner mutter.
die ehe anzuzweifeln, weil darin die „sklaverei von fünfzig prozent der gesellschaft“ lagen, überlegte schon manche der frauen in den 60ger jahren. ich heiratete dann aber doch…
sie warf den karrierelosen müttern vor, ihre defizite in der ehe über kinder als ersatzobjekte zu befriedigen.
vieles hat sie geradegerückt, auch, dass die frauen, wie schon freud feststellte, eine sexualität haben.
auch, dass sie ebenso aggressiv sein können, ehrgeizig, triebgeleitet wie männer, aber auch ebenso ethisch im denken und handeln.

„Die Unfähigkeit zu trauern“, die vom umgang mit den kriegserlebnissen, der ermordung der juden sprach, wirkte sich auch aus auf den umgang mit trauer im allgemeinen.

in „Die Radikalität des Alters“ kann sie von ihren eigenen erlebnissen ausgehen. obwohl, jede art älterzuwerden ist irgendwie anders.

sie sagte
ich war nicht mutig genug
habe immer versucht, das richtige und vernünftige zu tun
wäre lieber auch eine sophie scholl gewesen

FANTASTISCHES MUSEUM…

FIONA HALL
vom aussterben bedroht
in freier wildbahn ausgestorben

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fiona hall hat tiere erschaffen, die als gefährdet gelten und auf der roten liste IUCN stehen. in einem MUSEUM, das die tarnung nach militärart trägt, hängen sie gespentisch an den wänden und fordern uns auf, genau zu schauen. sie sind uns vertraut, wie etwa ein geweih eines sechszehnenders an der wand eines jägers, eines lokals sogar, hier gesprenkelt verfremdet und uns ermahnend. auch der affe getarnt, die vögel, die libellen und insekten und schmetterlinge, ein kondor, ein bär – so flimmernd schön, wie in einem zaubertheater und doch voller ernst uns fragend. kreaturen, die an einem seidenen faden hängen, die fordern, schaut uns an und bedenkt, was ihr mit uns verliert.
dass wir schon längst verkleidet und getarnt umherwandeln und auf einer besonderen liste der gefährdeten stehen, mag die folgerung aus dem werk sein.

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MAGIE DER STEINE…

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€ 26 90 *inkl. MwSt.
hardcover
MAGIE DER STEINE
die steine am lac in kassel wilhelmshöhe
Klappentext des Buches
MAGIE DER STEINE
beseelte orte

Ein beseelter Ort ist ein Ort, der in meiner Seele ein Echo erklingen lässt. Er hält mich fest mit seiner Energie.
Die Steine am Lac haben eine grosse Anziehungskraft. Immer wieder zeigen sie mir eine andere Gestalt. Die Witterung spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle, aber auch meine Bereitschaft mich verführen zu lassen.
Sie erzählen immer neue Geschichten, sie singen und klingen, oder zeigen sich auch mal eintönig.
Die Steine zeigen menschliche Mienen – sie schweigen, sind verstummt, aber auch zwei Gesichter dicht beieinander, die sich küssen.
Manchmal gähnt mich ein riesiges Maul an, ein anderes mal blitzt mich eine kolossale Zahnreihe an.
Was ich sehe und finde prägt mir eine Landschaft, geht weit über mein ästhetische Empfinden hinaus. Die Art der Steine fügt sich in die Gegend ein, aus der sie stammen.
In diesem Fall bin ich mit dieser Gegend verbunden von Kindesbeinen an.
Erst spät erkenne ich, dass sie mir etwas bedeuten.

Meine Fotos entstanden an einem einzigen Tag, wo alles im Einklang war, Stein und Mensch und Witterung.

Books on Demand
Hardcover, 64 Seiten

TRAMPELPFAD…

Natascha Sadr Haghighians
trampelpfad

die wahrnehmung von wirklichkeit soll verändert werden…
den anhang hinunter, den schutt freilegend
spontane nutzung nachahmend
tierstimmen sind zu hören
gleich den vielen in kassel gesprochenen sprachen

nichts legt sich mir frei oder dar
keine spontane nutzung
ein riesiges unwetter macht es unmöglich
nicht nur mir
andere sind gar nicht erst da
eine ´spontane´ nutzung, wo ich erst eine mauer mittels
leiter überklettern muss…..
sehr fraglich

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1955
der trümmerschutt wurde am rand der schönen aussicht abgekippt und zur bundesgartenschau von den bauarbeitern in einen rosenhang verwandelt…
nun über den hang zur aue der pfad.

foto: begleitbuch
überarbeitet

TRAMPELPFADE
rosadora g. trümper tuschick

noch ist da kein pfad, schon gar kein weg.
ich gehe, gehe ins ungewisse, oft verbotene, gehe, weil ich es will, weil ich es muss.
es lockt mich, es ruft, nichtwissend was lockt, wer ruft. ich muss es erkunden, muss mir gewissheit verschaffen, warum es ruft und lockt.
ich mache mir keine vorstellung davon, gehen, trampeln ist das einzige, was ich bestimmen kann.
ich gehe, halte inne.

ich trampele durch hoches gras, stocke, falle, der pfad wird an der stelle breiter, eindrucksvoller auch, erhält deutliche konturen.
fallen irritiert, macht unklar, wohin ich weitertrampeln werde.
erst einmal muss ich aufstehen, überlege, ob ich das will, oder eine weile so verharre.
ich stehe auf.
beim aufstehn hole ich tiefer luft, schaue um mich herum, rieche die gegend und ihre ursachen.
mir fällt der satz ein, aus nichts etwas machen und nicht die resourcen der welt bemühen, in ihnen mich wohlfühlen, ohne sie zu verändern.
auf trampelpfaden bin ich hellwach, alle sinne sind aktiviert, die zuversichtlichen, wie auch die misstrauischen.
an den fallstellen schalte ich sie ab, bin nur ich, bin die ruhe selbst.
ich geh nur dort, wo noch kein pfad ist, kein trampel, kein pfad, kein weg.
ich orientiere mich nur an der umgebung, an bäumen mit ihren wetterseiten, am wind in seinen verschiedenen ausprägungen, an dem stand der sonne.
ich sehe besonderes.
es ist deshalb besonders, weil ich es wahrnehme und weil es von niemand anderem gesehen wird.
trampelpfad ist ein grobes wort für gelegte spuren.
es sind eher spuren, die ins scheinbare nichts sich schlengeln, ins unbekannte und auch ins niefürmöglichgehaltene.
die überraschungen sind oft gross, aber auch die enttäuschungen, wenn ich für schlengelspuren nicht vollkommen erwartungsfrei bin.

manchmal betrete ich vorhandene trampelpfade. oft sind es abkürzungen. abkürzungen gehen heisst zeit zu sparen. der trampelpfad wird durcheilt, durchhuscht, oft durchrannt.
in trampelpfaden verweilt man nicht, hat ein bestimmtes ziel schon vor augen. meistens weiss man, wo er hinführt. wenn ich das nicht weiss, ist er mir suspekt. oft weiche ich ab und setze ihn mit eigenen spuren fort, riskiere, mich zu verlaufen. verlaufen kann ich mich nur, wenn ich ein bestimmtes ziel habe. ob der trampelpfad zum ziel führt, ist nicht sicher. ich kann es nicht wissen, wenn ich den pfad nicht schon einmal gegangen bin.
…….

AND SO ON…

JOAN JONAS
reanimation

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zuerst nehme ich unter einem baum eine gruppe wahr, die den worten von joan jonas lauscht. ein beeindruckendes bild. menschen nehmen sich zeit und lauschen, sitzen im grünen gras, das wetter spielt mit.

ich lasse mich von den videobildern in bann ziehen. gletscher. bilder werden (mit blut – so meine assoziation) in den schnee geschüttet, bilder, die mir tiere zeigen, die mir sagen, dass die gletscher vergehen und dass die tiere längst geschlachtet wurden und dass wir die nächsten, aber vielleicht nicht die letzten sind.

die installation mit den glitzerkugel, die im bild auch hin und wider erscheinen, geben dem ganzen etwas leichtes. im leichten ist das schwere oft versteckt oder lenkt davon ab, damit wir es überhaupt ertragen können, oder besser gar nicht sehen.

an die anderen ´schaufenster´ werde ich irgendwann noch herantreten, schon deshalb, um die aussagen der künstlerin besser zu verstehen, meine träume vervollständigen zu können. vielleicht muss ich sie aus dem träumen wachrütteln zu gunsten des gezeigten hintergrundes.

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a golden luster shone from him.
never in all my born days have i seen such
a fleece on any living animal.
i felt i was turning to stone.
for a long time i couldn´t tear my eyes
from this beautiful animal
the ram just stood there and gazed at me.
in the end i had the tense to run out of sight.

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a stone if you adore a stone;
a tree trunk if you believe in a tree trunk;
and so on;

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i set down, then, that all history,
including the history of the world, is a fable.
everything that is subject to the laws of fable is a fable.

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BLÄTTER AUF GRAS…

LEAVES OF GRASS
geoffrey farmer

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yuma und ich atmen auf – licht und leicht –
auf den ersten blick.
an gras- oder schilfhalme angeheftet hunderte von schattenspielpuppen. so auf stelztischen aufgebettet zeigen sie sich leicht und fast meine ich, dass sie schwingen.
beim näheren hinblicken, beim intinsiven schauen, verliert sich der eindruck des leichten.

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in mühsamer schnippelarbeit hat geoffrey farmer aus der amerikanischen zeitschrift LIFE von1935 – 1985 ausschnitte gewählt und zeigt, wie millionen von amerikanerinnen und amerikanern ihre sicht der welt aus LIFE bezogen haben.

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ganz harmlos scheint die darstellung nicht zu sein – mir schwinden die sinne, rutschen die beine weg von soviel geballter geschichte. ich bin zu dicht herangegangen, zu tief hinein gekrochen.
die aufsichtperson sagt, das ist ein schlechtbelüfteter raum. an einem ventilator hole ich mir abkühlung.
leicht zu nehmen ist nichts auf dieser documenta – so scheint mir…

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LEERE RÄUME…

LEERE RÄUME…
dOCUMENTA (13) fridericianum

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7. JUNI 2012

leere räume sind wunderbar
sie singen und schwingen – je nach meiner befindlichkeit
sie erwecken neugier
ich erfahre dass da nichts ist ausser mir
ich mit mir ganz alleine
eine ich-erfahrung
ich träume mich hinein in die leere des raumes
ich dehne mich in alle vier ecken und rolle mich wieder ein
ich bin in der mitte
ich bin die mitte, die mitte des raumes, die mitte von mir

ein leerer raum ist nicht leer
da sind geräusche gerüche und wind
in diesem raum ist ein windsog ein windkanal
er weht mich hinein in diesen raum und wieder hinaus in einen anderen
also noch ein leerer raum
das ist wohltuend
für einen moment entfernt von den vielen menschen
mich frei fühlen und ganz umschlossen

doch dieser raum bleibt nicht leer. er füllt sich mit besucherinnen und besuchern der d13.
in einem leeren raum weicht man sich nicht so schnell aus, eher geht man aufeinander zu.
blicke werden getauscht, worte gewechselt, gespräche entfalten sich. man begegnet sich. ich begegne catherine david. ein flüchtiger gruss. ein leerer raum wird zum raum der begegnung. ein raum wird lebendig.

der windkanal, vom künstler ryan gander, wird zum begehrten fotoort. haare flattern im wind, werden zum fotobegehrten objekt. bei den kleidern muss ich schon etwas nachhelfen. sie sind zu schwer. so stark ist der wind nun doch nicht, stellt sich als kleiner wind, als windchen heraus.

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foto gert hausmann

morgen ist die eröffnung der d13. die anzahl der presse- und fachmenschen werden sie von der anzahl her kaum übertreffen können. mir scheint – jeder ist presse.
berichtet werden wird zur genüge. fragt sich nur was.

KUNSTSANATORIUM…

SANATORIUM…
pedro reyes

http://www.pedroreyes.net/

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lauf hin oder lauf weg…
eines der spannendsten objekte ist pedro reyes SANATORIUM. in ärmeren ländern hätte es ein gutes ansehen ob seines äuseren perfekten aussehens.
hier werden kunstpatienten von kunsttherapeuten behandelt. freiwillig. wer sich da traut, wer geduld hat, eine ganze sitzung durchzuhalten und sich nicht vorkommt, wie einer dieser stoffpuppen, kunstexperiment auf kunstexperiment gestapelt.

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das sanatorium liegt am wege, also gut zu erreichen. selbst ein krankenwagen könnte heranfahren. hoffen wir, dass der ernstfall nicht eintrifft, dass es auch nicht für einen ernstfall herhalten muss.
leben und kunst, das liegt dicht beieinander. wer vermag, es auseinanderzuhalten, ist eine künstlerin, ist ein künstler, ist ein lebenskünstler…

WAR IS OVER…

WAR IS OVER…
doug ashford

na, hoffen wir es doch, wenigstens hier und für die nächsten 100 tage
es ist kein schönes bild, aber es hat mich beeindruckt

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als ich das häuschen erblicke, fällt mir dazu ein, piccopello.
klare form, klare aufteilung, klarer zugang, guter einblick – übersichtlich.
ich fotografiere von weitem, ehe ich mich heranwage und kontakte. der documentahelfer will nicht auf einem bild erscheinen – er hat seine gründe. ich akzeptiere es. immerhin macht er mir einen kontakt zum künstler, ohne dass ich bis dahin wüsste, wer er ist.

doug ashford
rosadora

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ich darf fotografieren, ich darf sogar ihn fotografieren. dazu setzt er sich auf einem stuhl dahin, wo ich es stimmig finde – vor sein haus.
ein paar worte noch. ich frage ihn nicht aus nach dem, was er da macht. das werde ich in drei tagen ja erfahren. ein bisschen zurückhaltung wenigstens muss sein.
wir tauschen unsere visitenkarten und er fragt, kannst du mir die bilder schicken. sicher kann ich das und gerne.
schöne bilder, schöne portraits, völlig ungezwungen. das gefällt mir. ich bin zufrieden und völlig glücklich über so viel entgegenkommen.
so stelle ich mir kunst vor.

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vater fotografiert sohn

http://www.dougashford.info/

zu den notizbüchern:

032: Doug Ashford, Julie Ault, Group Material: AIDS Timeline

Deutsch/Englisch 24 S., 18 Abb., 17,6 x 25 cm, Broschur € 8,– [D], CHF 11,90; E-Book € 6,49 [D]
ISBN (Print) / 978-3-7757-2881-2
ISBN (E-Book) / 978-3-7757-3061-7

1989 wurden die damaligen Mitglieder von Group Material – Doug Ashford, Julie Ault, Felix Gonzalez-Torres und Karen Ramspacher – von der MATRIX Gallery am Berkeley University Art Museum dazu eingeladen, sich mit dem Thema AIDS auseinanderzusetzen. Die Künstler trugen ihre Recherchen in einer nach Jahren strukturierten Übersicht über die Umstände zusammen, unter denen sich die Epidemie in eine nationale Krise gewandelt hatte. Untersucht wurden Ereignisse in den Bereichen Medizin, Politik und Statistik, Darstellungen von AIDS in den Medien und künstlerische Resonanzen. Die AIDS Timeline, die in diesem Notizbuch abgedruckt ist, informiert über die verbreitete Stigmatisierung von Menschen mit AIDS, dokumentiert den Einfluss, den Homophobie und Rassismus auf die Herausbildung der öffentlichen Ordnung ausüben und stellt dies in einem größeren gesellschaftspolitischen Zusammenhang. Doug Ashford (*1958) ist Künstler, Autor sowie assoziierter Professor an der Cooper Union for the Advancement of Science and Art in New York. Julie Ault (*1957) arbeitet als Künstlerin, Kuratorin, Herausgeberin und Autorin.

WIE SOLL MAN DENN SONST ÜBERLEBEN…

BODEAUSSTELLUNG im city-point

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arnold bode
begründer der documenta

es ist, als weile er noch unter uns…

viele seiner ideen und aussagen treffen auch heute noch. zu der weiterentwicklung der documenta würde er in die hände klatschen und sagen, bravo, es hat sich etwas bewegt.
die welt ist nicht stehen geblieben, hängt nicht fest an gemachten einsichten, sondern geht weiter. die dinge E.N.T.W.I.C.K.E.L.N , auswickeln, ihnen auf die pelle rücken, ihnen auf den grund gehen und weiter WICKELN, werkeln auch und neu zusammensetzen, in andere bezüge bringen, neu schauen, um zu begreifen.
er war ein ENTWICKLER, ein macher, ein seher, vor allem ein weitseher, ein durchblicker, ein deuter. er hatte visionen.
vielleicht lag das an der zeit, die zeit nach dem krieg, der zeit des aufbaues. die liess hoffen und wünschen und setzte ungeahnte energien frei.
im gegensatz zu heute, da gehört der weltuntergang und nihilistisches denken zu den themen.

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„ich musste aus kassel etwas machen, um nicht unterzugehen…“
etwas machen, das ist der springende punkt. arnold bode stemmte die arme in die hüften und machte – der macher eben.
ich bin sicher, dass er mit der ersten documenta noch nicht wusste, was einmal daraus werden würde. er machte einfach und machte immer weiter – bis zu seinem tode 1977.

er war selbst ein künstler, nicht nur maler. seine werke verbrannten in einer bombennacht, wie die habe und der klumpatsch sehr vieler kasseläner. künstler war er in einem viel weiteren sinne, mit gespür für das, was so daneben ging bei dem wiederaufbau der stadt. er machte viele eingaben und verbesserungsvorschläge, was sich da zu bewegen hätte, um ansehnlich daher zu kommen. er hatte hatte den blick der „zweiten ordnung“, so nannte er es. ihm ging es um „visuelles begreifen“.

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unter seinen satz, „zum establishment gehört auch diese documenta nicht“, könnte er ebenso die heutige documenta stellen. carolin christoph bakargiev würde da sicher zustimmen.

„(…) und in den poetischen raum gehört die bildende kunst… all das ist dieser merkwürdige poetische raum, den ich als so merkwürdig bezeichne, weil wir das alles vergessen haben. wir reden immer von den rationalen räumen, die notwendig sind. aber der andere, dieser zweite raum, ist genauso wichtig, denn sonst können wir nicht überleben. sonst ist das leben traurig, langweilig und nicht mehr lebenswert.“
arnold bode

auch darin stimmt carolin christoph bekargiev mit arnold bode überein. auch sie möchte die menschen zum träumen bringen, ihnen diesen poetischen raum eröffnen, natürlich neben all dem anderen.

und das wird es in zukunft sein – all das andere, was sich unter dem begriff versammelt und kunst ist, oder auch nicht.
den begriff kunst zu deffinieren wird schwierig sein, nach wie vor, denn arnold bode erwähnte das schon bei der ersten documenta.

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