REINHARDSWALD – IM NEUEN JAHR….

F R I E D W A L D – entwas aufgelockert…

mich ausprobieren, solange es noch geht, mit dem wägelchen, wie ich das gefährt zärtlich nenne. und voller erstaunen – es geht – es fährt. manchmal hebe ich es über holprige strecken. es ist superleicht – mein wägelchen.
den friedbaum kann ich mir noch aussuchen, solange hier noch bäume aufnahmebereit sind. viele sind schon vergeben oder vorgemerkt. der ran auf den friedwald ist fast so intensiv, wie der auf die skipisten. es ist „in“, den friedhof auszuklammern, das hat was mit den forderungen zu tun.

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kein augebauter weg – aber gut gehbar. die umgebung hell, ja sogar sonnig – das wünscht man sich für die zukunft – oder man wünscht es sich für seine besucher/innen. selbst ist die sonne dann ja unwichtig.

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dieser kleine hier würde mir genügen. er ist so bescheiden und wenig protzig. das war erst mal ein michannähern. festgelegt habe ich mich noch nicht , aber zeit wäre schon dafür. die überlegungen sind noch imgange…

URWALD – MEIN BAUM…

ALTES GESICHT NEU…

alles hat ein gesicht. was dir gesichtlos scheint, hast du verkannt. deutlicher als je vorher ist das gesicht meines baumes und sehr ausdrucksstark. jedesmal werde ich mich jetzt vor diesem gesicht verneigen. die fragen sind nun deutlicher. wenn es dem ende zugeht, wird alles deutlicher, deutlicher, wenn du es zuläßt – sonst verhuscht es. seine stirn ist gewaltig – ich könnte denken, der eigentliche (denk)prozess hat jetzt erst begonnen. bisher war es, als hätte er sich, mein baum, lustvoll in der sonne geräkelt und seinen zustand in ganzer länge genossen.

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jetzt muß ich, mehr noch als bisher, versuchen, ihn in seinen ganzen spitzfindigkeiten zu ersinnen und herauszuhören, was er mir sagen will. und dann muß ich versuchen, alles zu verstehen. ohjeeee….

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REINHARDSWALD – HEXE….

HEXE WIRD ZUM STIER…

diese hexe hat sich ganz schön was einfallen lassen in ihrer vergänglichkeit. sie, die ich seit jahren als eingangsverwalterin jeweils fragte, ob ich in den urwald darf, ist nicht einfach in einen schlaf gefallen. sie hat den kampf aufgenommen und hat den weg über die stierische verwandlung gewählt. hörner, nicht gerade sehr kleine, hat sie sich aufgesetzt. mir scheint, sie hat trotzdem eine versöhnungswillige miene. hexe wie stier – ich bewundere euch sehr.

REINHARDSWALD….

SCHÜTZEND STEHN SIE VOR DEN JUNGEN….

wie menschen im alter suchen sie sich eine aufgabe. schützend strecken sie ihre arme aus und stellen sich vor die jungen bäumlinge und verhindern so, dass sie umgeweht und entwurzelt werden. sie gefallen mir sehr, wie sie mit letzter kraft versuchen, etwas sinnvolles zu tun.

REINHARDSWALD – SAG MIR, WO DIE BÄUME SIND….

WO SIND SIE GEBLIEBEN…


das tut meinem auge weh – natur gegen natur. kahlschlag, wie an noch vielen anderen stellen hier im reinhardswald – und was nun?
in diese kraft kann ich mich nicht einfühlen. wir haben es selbst verschuldet – oder?

diese dünnen birken haben es überstanden – oder war es zufall, weil sie nicht dicht genug standen und der sturm  nicht hindurch konnte?

„wenn in einem orkan ganze fichtenwälder fallen, so betrifft dies in der regel die künstlichen forste aus fichten oder kiefern. sie stehen oft auf geschädigten, mit maschinen verdichteten und somit kaum durchwurzelbaren böden, können sich also nicht richtig festhalten.“

peter wohlleben DAS GEHEIME LEBEN DER BÄUME

 

GESCHICHTEN AUS DEM URWALD – 21.12.2020….

MEIN BAUM – ER STIRBT UND STIRBT….

10 jahre ist das her, dass er sooo da stand….

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und so sah er lange aus – hier 2017 – da konnte ich im eingang noch stehen…

du bist und bleibst MEIN BAUM
auch wenn du dich platt auf die erde legst
um ganz unscheinbar zu werden


du sagst
dass es an der zeit ist
und in dem zusammenhang wage ich die frage
was ist zeit
was ist zeit für dich
und was ist zeit für mich
zeit für was
alle energien gibst du ab
alle kontakte zur außenwelt

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du schaust jetzt nach innen
ganz und gar
und ich wüßte so gern
was dir da begegnet

viele jahre warst du mir ein guter begleiter
ich bin zu dir gekommen in hellen
wie in dunklen stunden
bei dir habe ich trost gesucht
und in deinem langsamen entschwinden
das gleichnis des dahingehens gesucht

dabei sind baum und mensch nicht annähernd gleich
aber immer suchte ich das was sich ähnlich anfühlte
du halfst mir zu verstehen
und wirst es auch weiterhin tun
die suche ist nicht zuende

ich wollte nicht traurig sein wenn du gehst
und bin es nun doch und tief erschüttert
tagelang fehlten mir die worte
und auch jetzt kann ich noch nicht sagen
was ich im tiefen inneren empfinde

das leben und das sterben erschüttern gleichermaßen
irgendwie sind wir menschen nicht dafür gemacht

du bist und bleibst MEIN BAUM

GESCHICHTEN AUS DEM URWALD – 15. dezember 2020….

F L O O R – WER DICH KENNT, LIEBT DICH….

Urwaldbaum

FLOOR – so nannte ich sie. ihr kindchengesicht und ihre gebeugte haltung widersprechen sich.
sie ist eine derjenigen, die mir all die jahre treu geblieben ist. das geheimnis liegt wohl darin, dass sie in der verbindung zweier schneidelbäume irgendwie geschützt ist. nicht ganz abgetrennt – zwischen hier und da – eben  z w i s c h e n – das hält jung.
ich freue mich jedesmal, wenn ich sie wiedersehe. sie kommt mir vor, wie ein bindeglied zwischen zwei welten. anfangs hatte sie so etwas wie eine schützende hand eines großvater über sich. in der zwischenzeit – ca. 10 jahre – ist daraus so etwas wie ein engelflügel geworden – meine interpretation. die hätte ich wohl gern…
ich gebe ihr hier einen eigenen platz. ich befürchte, sie würde sonst zwischen all die baumschicksale geraten. das bekäme ihr schlecht. sie würde dann zu einem teil von…. werden.

 

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U R W A L D – 15. DEZEMBER 2020….

WAPPENEICHE – KAMINEICHE – MARGARITA…

alle sind in der stadt und kaufen weihnachtsgeschenke. heute der letzte offene tag für die läden.
und wir sind im urwald – ganz alleine…. gute idee.

die urwaldeichen scheinen sich untereinander abgesprochen zu haben – sie segnen das zeitliche. den menschen konnten sie nicht mehr genügen. die rannten an ihnen vorbei, hatten anderes im kopf. urwald – das wurde zum programm, ohne ihr interesse wecken zu können.

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die wappeneiche war mein liebling. ihre rinde war ein reines fundbüro – so viele verschiedene farbtöne – besonders wenn es feucht war. ein e-chen, weil es ausschaute wie ein geschriebenes kleines e, und der walderklärer meinte, ich hätte es hineingeritzt – so ein witzbold.
ihre ganze wucht ist nicht mehr zu erklären. sie hat mich verwundert, begeistert auch und immer wieder ermutigt, mir ein beispiel zu nehmen. sie hat mir mein sehen erhellt – sie hat mir aufschlüsse gegeben über das leben – über das sterben – ohne vergleiche zuzulassen. es ist so und nicht anders – hat sie gesagt – und alles hat seine zeit – lass das abwägen und trauern. das leben ist schön und das sterben – oder das leben hat keinen sinn, wie sollte das sterben einen sinn haben. verfall nicht ins grübeln.

 

und die kamineiche – nur noch manchmal verkrabbelt sich ein kind in ihrem inneren, wo es düster und so wunderbar farbig leuchtet. ein gitter soll ihr schutz bieten und erreicht gerade das gegenteil. auch sie ist gezeichnet. mirko entdeckte den spalt und sagt, hier geht er lang – es dauert nicht mehr lange. noch trotzt sie den wettern, läßt ihre vergangenheit ahnen. doch ohne absperrung zu ihr zu treten, war etwas ganz anderes. ich hatte ein verhältnis zu ihr, war ihr nahe.
so weggesperrt läßt sie das nicht mehr zu.

 

 

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und die margarita erst – sie war die gesündeste von den dreien – so schien es mir. gern lag ich auf einem abgebrochenen ast unter ihrem grünen dach. in alle richtungen schickte sie ihre großen, stämmigen äste und das licht spielte darin, wie auf einer waldbühne. gern schaute ich zu und nahm gern ein bild mit. ehrfurcht flößte sie mir ein in ihrer mächtigkeit.
nun ganze seiten herausgerissen – schon wieder – macht mich traurig. sie war wie eine alte bekannte für mich und ich hab sie gern besucht.
fast sind alle alten baumriesen verschwunden – und was ist dann der urwald noch. lange wird es dauern, bis die jungen bäume gleichziehen und – das werde ich dann eh nicht mehr erleben…

IM URWALD AM 18. MAI 2020….

WAS IST EIN BAUM….

ich mache mir gedanken speziell zu diesem baum. eigentlich kann ich es nicht beantworten, weil ich es nicht weiß. gedanken ja, aber wissen nein.
ich kenne ihn seit jahren – stehend – fallend – liegend nun. zur zeit erhält er von mir mehr aufmerksamkeit als schon einmal. seine füße (wurzel), wie mit puderzucker überflogen, und ganz zart und sinnlich.

seine äste, die er von sich streckt noch immer, wie ein igel, abgeschält von wind und wetter, ganz nackt und glänzend fast, verraten, dass es ein baum ist.
wann ist ein baum ein baum. für mich ist und bleibt er baum, solange noch das letzte teilchen von ihm sichtbar sich zeigt. das dürfte noch ein weilchen dauern.

seine farben passen sich mehr und mehr den erdtönen an. erst jetzt gewinnt er meine ganze hochachtung. erst jetzt berühre, betaste ich ihn, um ihm nahe zu sein.
er läßt mich aufsitzen. das hätte ich niemals geschaftt als er noch aufrecht stand. bin ja eine hexe, aber so richtig fliegen kann ich doch noch nicht. danke baum, dass es dich gibt, so liegend bin ich dir sehr nahe.

hexische kontaktaufnahme….

URWALD IM REINHARDSWALD – 28. 03.2020….

DAS AUS FÜR DIE WAPPENEICHE….

foto: mirko

das sterben eines baumes, hier der wappeneiche, hinterläßt schmerzhafte spuren. gestorben ist sie eigentlich über die jahre, immer ein bißchen mehr. aber ein seitlicher ast, der das aufhalten wollte und jahr für jahr sein grünes können zeigte, lenkte ab von der tatsache. er war sozusagen schmuck der alten eiche. fast immer war mein erster gang hin zu ihr. sie zeigte fast rinde pur und in jedem licht andere nuancen. viele verschiedeste fotos habe ich von dem stamm gemacht.

mirkos erste frage war, ob unser E-chen noch da ist. das war eine gewachsene einmaligkeit. heute haben wir uns nicht unter die zerbrechende eiche gewagt. aber ich denke, der reststamm wird uns das E-chen noch bewahren.

der mahnende finger der eiche – er spricht von der vergänglichkeit allen lebens….