BOTANISCHER GARTEN

A G A V E – DU UNERMÜDLICHE…

die geduld der menschen reicht nicht aus, um den werdegang dieser agave abzuwarten. sie ist mein jahrgang – 1939 – das ist fast nicht zu glauben, und daher weiß man nicht mit ihr umzugehen. sie würde vielleicht nicht aufgeben, hätte man ihr nicht alle nachkömmlinge entwendet, in denen sie sich neu formieren konnte.
geldgierig hat man sie von ihr abgetrennt und zum verkauf angeboten. nun sind die wachskräfte in ihr erstorben. gern hätte ich gesehen, wie sie einen anderen weg gewählt hätte…

BOTANISCHER GARTEN…

FORMSCHÖNHEIT DER KAKTEEN…

sie stossen sie nicht ab – ihre nachkommen – sie bürden sie sich auf – manches mal huckepack, wie diese schöne, manchmal wie unter den arm geklemmt. zur zeit blühen sie nicht. sie brauchen ja auch mal ihre pausen. aber immer bereiten sie sich vor auf schöne blühtage.

das kakteenhaus im botanischen garten kassel beherbergt einen großen schatz an verschiedensten kakteenarten. aber es platzt sozusagen aus allen nähten. ein neues kakteenhaus wäre eine gute investition, schließlich kommen menschen von weither, diese pracht zu bewundern.

sie sehen aus, als würden sie schlafen, aber in ihnen sind prächtige wirkkräfte am schaffen. sie erfreuen uns wieder zu ihrer zeit. sie stammen aus weitentlegenen ländern und müssen sich unserer klimazone anpassen, so gut es geht – aber dann tun sie es, mit großem eifer.

BOTANISCHER GARTEN…

BRANDKRAUT…

nachdem sie fast verblüht ist, wird sie zur prinzess – so schien mir, als ich mich neben sie auf die bank setzte. michael, der mich zur zeit begleitet, fand sie noch an anderer stelle – nicht ganz so vergangen. pflanzenrätsel sind zeuberhafte rätsel, erfreuen und beglücken und immer wieder in jedem neuen jahr. und in jedem neuen jahr geben sie die rätsel neu auf. auch die farben sind fantastisch – besonders mit meinen neuen augen…

 

A G A V E – BOTANISCHER GARTEN…

GEWÄCHSHAUS…

nicht totzukriegen – versucht sie überleben zu sichern. war sie vor ein paar jahren durchs dach gekrochen und beim versuch, blüten zu bilden, erfroren, schaut sie heute so aus, als hätte sie an kraft keineswegs eingebüßt. zahlreiche schößlinge hat sie ausgebildet, um mit ihnen weiter zu existieren – d. h. jeder von ihnen wird ein eigenes dasein veranschaulichen.

einige sind schon in sicherheit und sollen zum verkauf angeboten werden. im kakteenhaus, dem sehr gefüllten, wird man einen platz für sie finden, vielleicht muß die jetzige AGAVE den platz für sie erst räumen.

hoffentlich aber bringt man ideen und kraft für ein neues kakteenhaus auf die beine – es ist längst überfällig..

MAGDALENA GUZOWSKI…

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM 98.STEN GEBURTSTAG…

LIEBE MAGDALENA,
dein leben ist mit dem botanischen garten eng verbunden – nein, du bist der botanische garten für mich, sage ich mal so. nicht, dass du den bauerngarten jahrelang – über 20 jahre – entworfen, beackert, gepflegt und mit viel liebe zusammengestellt hast nach der art der alten bauerngärten, dass man ihn nach deinem weggehen MAGDALENEN-GARTEN nennt, nein,

nicht genug – unermüdlich hast du noch eine lange zeit, besonders an wochenenden, das kakteenhaus behütet und beschützt. hast dir auch das wissen über die kakteen noch angeeignet und mit viel liebe den wissbegierigen besucher/innen vermittelt.


zeigen und erklären ist dir ganz wichtig…


bei der pflanzenbörse…


und im schatten sitzen…

jetzt nun hast du deine füße immer noch nicht hochgelegt. im wohnstift am weinberg hast du einen weiteren (magdalenen)garten angelegt und betreust ihn tag für tag, und erfreust damit deine mitbewohner/innen, die dein tun mit großen augen betrachten und bewundern.
du wirst deinen geburtstag noch nachfeiern, hast du mir verraten, dann wenn ihr alle geimpft seid und hast mich herzlich dazu eingeladen. das wird eine ganz besondere feier denke ich, und alle werden dir wünschen, dass du deinen 100.sten auch noch inmitten deiner blumenpracht erleben wirst. hollaho…

BOTANISCHER GARTEN KASSEL – 17. august 2020….

DIE BLUMEN UND PFLANZEN IM ANSCHLUSS….

die zitronenverbene habe ich schmerzlich vermisst – nun finde ich sie an anderer stelle – mitten im kräutergarten.

dass sie mit der gartenverbene verwandt sein soll, kann ich mir gar nicht vorstellen. und außerdem gibt es nur noch 74 bis 80 andere arten. mal wieder muß ich mein blickfeld erweitern.

auch die artemis verwirrt mich in ihrer vielfalt und ich kann sie nur schwer auseinander-halten. 250 bis 500 arten!!!! diese hier blüht und hilft mir beim auseinanderhalten…

die riesigen stauden wetteifern mit dem sommer und wollen wohl auch noch mit dem herbst sich messen.

BOTANISCHER GARTEN KASSEL….

DAS ROTKEHLCHEN mit seinem zartroten kehlchen und seinem schwachbräunlichem rücken…

es hüpft mir hinterher, begleitet mich ein stück des weges. ich sehe keine fliege, keine mücke, keinen käfer und frage mich, wovon es denn lebt. die pflanzen im garten sind üppig, fast riesig und vielleicht ist die freßzeit, an der es insekten gibt und würmer und schnecken eine andere. vielleicht erwartet das kehlchen, dass ich ihm futter mitbringe – könnte ich ja, hab ja futter zuhause, wo ich die vögel versorge, auch jetzt im sommer. wir haben corona – die vögel haben futternot.

 

MEHR ALS EINE ROSE….

BOTANISCHER GARTEN KASSEL…

der dichter RAINER MARIA RILKE ging in der zeit seines pariser aufenthaltes regelmäßig über einen platz, an dem eine bettlerin saß, die um geld anhielt. ohne je aufzublicken, ohne ein zeichen des bittens oder dankens zu äußern, saß die frau immer am selben ort. rilke gab nie etwas – seine französische begleiterin warf ihr häufig ein geldstück hin. eines tages fragte die französin verwundert, warum er nichts gebe. rilke antwortete: „wir müssen ihrem herzen schenken, nicht ihrer hand.“

wenige tage später brachte rilke eine eben aufgeblühte weiße rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte hand der bettlerin und wollte weitergehen. da geschah das unerwartete: die bettlerin blickte auf, sah den geber, erhob sich mühsam von der erde, tastete nach der hand des fremden mannes, küßte sie und ging mit der rose davon.      eine woche lang war die alte verschwunden. der platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. nach acht tagen saß sie plötzlich wieder an der gewohnten stelle. sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte hand.

„aber wovon hat sie denn in all den tagen gelebt?“ fragte die französin.

rilke antwortete: „von der rose…“

josef bill

BOTANISCHER GARTEN KASSEL – 21. juni 2020….

BLUMENTRAUM….

obwohl sie zu träumen scheinen, die blumen, ist ihnen solch ein zustand nicht zuzurechnen. immer stecken sie in ihrer entwicklung – ohne pause. sie haben nicht einmal ein ganzes jahr für dieses ereignen, wofür wir menschen ein ganzes leben brauchen – fast hätte ich gesagt ver-brauchen. aber wer kommt schon auf die idee, sich mit einer blume zu messen. da müssen bäume, die uns an jahren oft um ein vielfaches überdauern, schon eher herhalten.

der zierlauch und bulgarische lauch haben den größten teil ihres blühens schon erledigt. doch in welcher phase sie sich auch befinden, sie verzaubern mich mit ihren ungeheuer fantasievollen gebärden und farben. sie geben noch einmal alles, was sie können und bleiben dabei doch zart und grazil.

 

 

von fragilität kann ich bei der elfenbeindistel nichts bemerken. sie schwingt und schwebt nicht, steht fest an ihrem platz, fast wie ein zinnsoldat. und nicht einmal im regen duckt sie sich, hält alles aus. auch einen eigenen sonnenschutz scheint sie in sich zu bergen. nur zwischen all den anderen blühenden ist sie auszuhalten.

die verschiedenen arten schaue ich nach. doch bei den lilien finde ich nur LILIEN und dass es viele sorten gibt. benannt finde ich sie nicht. dabei hätte diese prächtige es doch verdient. na wenigstens fällt sie mir besonders ins auge.

die skarbiose gibt es auch in verschiedenen farben und größen. auffällig ist, dass eine bestimmte bienensorte sie besonders zu lieben scheint.

noch verwirrender ist die anzahl der arten von nachtkerzen – so dass ich sie oft nicht als solche erkenne. nur die anzahl der bienen – hier vermute ich eine wildbienenart – übersteigt die anzahl bei weitem.